THEMA 1: Worum geht es beim globalen Klimawandel?

THEMA 1: Worum geht es beim globalen Klimawandel?

Eine umfassende Darstellung des globalen Klimawandels auf der Grundlage des aktuellen Standes der Wissenschaft.

Der Begriff “Klimawandel” ist uns schon seit langem vertraut. Zunächst wurde vor allem von “globaler Erwärmung” gesprochen, aber schon bald wurde klar, dass es sich um eine weit komplexere Bedrohung für natürliche und menschengemachte Systeme handelt. Die Erhöhung der Durchschnittstemperatur ist nur ein Teil des Ganzen, denn die Erde ist ein System. Auf unserem Planeten ist alles eng miteinander verbunden. Wenn sich also ein Bereich verändert, kann dies Veränderungen in allen anderen Bereichen verursachen.  Glücklicherweise sind die Stimmen, die die Existenz des Klimawandels leugnen, im Laufe der Zeit leiser geworden. Es wurde mehr Wert auf Ergebnisse und Vorhersagen gelegt, die von engagierten und glaubwürdigen Expert*innen und Organisationen mit wissenschaftlichem Hintergrund veröffentlicht werden.

Immer mehr Menschen sind sich der Bedeutung des Problems bewusst und wollen mehr über mögliche Ursachen und Handlungsmöglichkeiten erfahren und als verantwortungsbewusste Bürger*innen und aktive Mitglieder lokaler Gemeinschaften Maßnahmen zur Verbesserung der Situation ergreifen.  

Wir freuen uns darauf, dieses große Ziel mit diesem Modul zu unterstützen.

Was ist der Klimawandel?

Es gibt viele Definitionen des Klimawandels. “Der Klimawandel ist eine langfristige Veränderung der durchschnittlichen Wettermuster, die das lokale, regionale und globale Klima der Erde bestimmen. Diese Veränderungen haben ein breites Spektrum an beobachteten Auswirkungen, die mit dem Begriff gleichbedeutend sind.” kann auf der Homepage der NASA zum globalen Klimawandel nachgelesen werden. Laut UN Climate Action bezieht sich der Begriff “Klimawandel” auf langfristige Veränderungen der Temperaturen und Wettermuster. Solche Verschiebungen können natürlich sein und auf Veränderungen der Sonnenaktivität oder große Vulkanausbrüche zurückzuführen sein. Wissenschaftler*innen erkennen an, dass es natürliche Ursachen für ein sich veränderndes Klima geben kann, sind sich aber einig, dass menschliche Aktivitäten eine Hauptrolle in diesem Prozess spielen.

Seit den 1800er Jahren haben unsere Aktivitäten, vor allem die Verbrennung von fossilen Brennstoffen wie Kohle, Öl und Gas, zu radikalen Veränderungen des Erdklimas geführt. Technologische Fortschritte, die unser Leben bequemer, berechenbarer und sicherer machen, scheinen unser langfristiges Überleben auf dem Planeten zu bedrohen. Expert*innen sagen, dass wir uns mitten in einem sechsten Massenaussterben befinden. Unter einem Massenaussterben versteht man eine kurze geologische Zeitspanne (die sich über Tausende oder sogar Millionen von Jahren erstrecken kann), in der ein hoher Prozentsatz der biologischen Vielfalt (einschließlich bestimmter Arten) von der Erde verschwindet. Unser Planet hat bereits fünf Massenaussterben erlebt, wobei das letzte vor 65,5 Millionen Jahren stattfand, als die letzten Dinosaurier ausgestorben sind. Im Gegensatz zu früheren Aussterbeereignissen, die durch natürliche Phänomene verursacht wurden, ist das Anthropozän-Aussterben zu einem großen Teil durch menschliche Aktivitäten verursacht. Die nicht nachhaltige Landnutzung (z. B. intensive, monokulturelle industrielle Landwirtschaft), der Wasser- und Energieverbrauch und der Klimawandel insgesamt wirken sich auf tragische Weise schädlich auf die Biosphäre.

“Die Biosphäre ist die dünne, lebenserhaltende Schicht der Erdoberfläche, die sich von einigen Kilometern in der Atmosphäre bis zu den Tiefseeöffnungen des Ozeans erstreckt. Sie setzt sich aus lebenden Organismen und abiotischen Faktoren zusammen, aus denen die Organismen Energie und Nährstoffe beziehen.”

Quelle: britannica.com/science/biosphere. Heruntergeladen: 25/07/2023

1.1. Ursachen des Klimawandels

Erzeugung von Strom

Die Nutzung erneuerbarer Energiequellen hat in den letzten Jahren stark zugenommen, aber der Anteil der erneuerbaren Energien (Sonne, Wind, Wasser, Biokraftstoffe und andere) an der weltweiten Stromerzeugung beträgt immer noch nur 28 %. Der Verkehrs- und der Wärmesektor halten nicht mit dem Tempo der Energiewende mit und sind nach wie vor einer der Sektoren mit den größten Treibhausgasemissionen (siehe Lektion 2). (*)

Produktion

Die verarbeitende Industrie ist weltweit für die meisten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Die Emissionen stammen aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe zur Energieerzeugung, die für die Herstellung von Elektronik, Kleidung, Stahl, Eisen, Zement, Kunststoffen und anderen Produkten benötigt wird. Die in den Prozessen eingesetzten Maschinen werden meist mit Öl, Kohle oder Gas betrieben. Materialien wie Kunststoffe werden aus Chemikalien hergestellt, die aus fossilen Brennstoffen stammen.

Abholzung

Jedes Jahr verschwinden etwa 12 Millionen Hektar Wald von der Erde. Die Zerstörung der Wälder (z. B. um landwirtschaftliche Flächen oder Viehweiden zu schaffen) gefährdet das natürliche, empfindliche Gleichgewicht der Atmosphäre. Bäume nehmen Kohlendioxid auf wenn sie wachsen, wenn sie abgeholzt und verbrannt werden passiert das Gegenteil: Sie setzen den Kohlenstoff frei, den sie gespeichert haben. Schätzungen zufolge sind Entwaldung, nicht nachhaltige Landwirtschaft und andere schädliche Landnutzungen zusammen für etwa 25 % der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich.

Transport

Der Verkehr trägt mit fast 25% der weltweiten energiebedingten Kohlendioxidemissionen wesentlich zur Emission von Treibhausgasen (insbesondere CO2) bei. Den Tendenzen zufolge wird für die kommenden Jahre ein erheblicher Anstieg des Energieverbrauchs im Verkehrssektor vorhergesagt. Die Mehrheit der Autos, Lastwagen, Schiffe und Flugzeuge wird mit fossilen Brennstoffen betrieben. Straßenfahrzeuge spielen bei den Emissionen die Hauptrolle, aber aufgrund der zunehmenden Zahl von Schiffen und Flugzeugen, die zum weltweiten Transport beitragen, steigt auch deren Emissionsrate.

Nahrungsmittelproduktion

Auch die Lebensmittelproduktion verursacht auf verschiedene Weise Emissionen von Kohlendioxid, Methan und anderen Treibhausgasen. Nahezu alle damit verbundenen Aktivitäten, wie z.B. die Abholzung von Wäldern, die Umwandlung von bioaktiven Flächen für Monokulturen und Weideflächen, die Produktion und der Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden, die Verdauung von Tieren und der damit zusammenhängende Methanausstoß, der Einsatz von Energie für den Betrieb von Maschinen und Werkzeugen, sowie die Verpackung und der Vertrieb von Lebensmitteln machen diesen Sektor zu einem der Hauptverursacher des Klimawandels.

Konsum

Die meisten menschlichen Aktivitäten tragen zu den Treibhausgasemissionen bei. Die Art und Weise, wie wir Strom verbrauchen, wie wir uns fortbewegen oder was und wie wir essen, usw. beeinflusst die Menge an Treibhausgasemissionen. Der Verbrauch von Ressourcen aller Art wie Plastik, Elektronik, Maschinen, Kleidung usw. belastet unsere Umwelt. Unser Lebensstil hat einen großen Einfluss auf unseren Planeten.

Energieversorgung von Gebäuden

Wohn- und Geschäftsgebäude sind für den Verbrauch von mehr als der Hälfte des weltweiten Stroms verantwortlich. Da sie zum Heizen und Kühlen weiterhin auf Kohle, Öl und Erdgas zurückgreifen, stoßen sie erhebliche Mengen an Treibhausgasemissionen aus. Es wird immer mehr Energie zum Heizen und Kühlen benötigt. Die steigende Zahl von Klimaanlagen, Beleuchtung, Geräten und Anschlüssen benötigt Strom. Dadurch steigen die energiebedingten Kohlendioxidemissionen von Gebäuden.

2. Auswirkungen des Klimawandels

Die Folgen des Klimawandels sind nicht nur ein Thema für den wissenschaftlichen Diskurs. Einige davon erleben wir in unserem Privatleben, während andere häufig in den Schlagzeilen der Nachrichten auftauchen. Steigende Meeresspiegel, Busch- und Waldbrände, schmelzendes Polar- und Gletschereis, Dürren, die zu Wasser- und Nahrungsmittelknappheit führen, Überschwemmungen, noch nie dagewesene Stürme und ein Rückgang der Artenvielfalt. Das sind die Phänomene, mit denen wir fast jeden Tag konfrontiert werden. 

Wärme

Laut Messungen der globalen Oberflächentemperatur war jedes Jahrzehnt seit den 1980er Jahren wärmer als das vorherige. Die steigende Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre macht die Erde zu einem immer wärmeren Ort. Das letzte Jahrzehnt war das wärmste, das bisher aufgezeichnet wurde. Schmelzende Eisflächen verringern die Albedo (eine Einheit, die das Reflexionsvermögen der Erdoberfläche angibt), was einen direkten Einfluss auf den globalen Treibhauseffekt hat. In fast allen Landgebieten gibt es mehr heiße Tage und längere Hitzewellen, wodurch hitzebedingte Krankheiten zunehmen und die Arbeit im Freien erschwert wird.

Zerstörerische Stürme

Stürme haben in vielen Regionen der Erde an Intensität und Häufigkeit zugenommen. Zerstörerische Stürme stehen in direktem Zusammenhang mit steigenden Temperaturen. Die Erwärmung der Ozeane beeinflusst die Häufigkeit und das Ausmaß von Tropenstürmen. Wirbelstürme, Hurrikane und Taifune sind für Todesfälle und enorme wirtschaftliche Verluste verantwortlich und zerstören Häuser und Gemeinden.

Dürre und Hungersnot

Das Ökosystem der Erde ist verwundbar, denn ohne Wasser gibt es kein Leben. Der Klimawandel hat zu Problemen in der Wasserverfügbarkeit in ohnehin bereits wasserarmen Regionen geführt und erhöht das Risiko von Dürren in der Landwirtschaft. Das beeinträchtigt Ernten oder führt zu deren Totalausfall. Dürreperioden können auch Sand- und Staubstürme auslösen, die Milliarden von Tonnen Sand über die Kontinente verteilen. Die Ausdehnung der Wüsten verringert die Anbauflächen für Nahrungsmittel. Millionen von Menschen sind davon bedroht, regelmäßig nicht genug Wasser und Nahrung zu haben. Die Hauptursache für den zunehmenden Hunger und die schlechte Ernährung ist der Klimawandel. Die Produktivität von Viehbestand, Feldfrüchten und Fischerei nimmt ab. Die Veränderungen der Schnee- und Eisbedeckung in vielen arktischen Regionen und das Auftauen des Permafrosts erschweren die Nahrungsmittelversorgung durch Viehzucht, Jagd und Fischerei.

Erwärmung der Ozeane und steigender Meeresspiegel

Die Ozeane bedecken mehr als 70 % der Erdoberfläche und verfügen über eine enorme Wärmespeicherkapazität, so dass sie den größten Teil der Wärme aus der globalen Erwärmung aufnehmen. Die Erwärmung der Ozeane hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten beschleunigt. Das Volumen der sich erwärmenden Ozeane nimmt zu, da sich das Wasser ausdehnt – der Meeresspiegel steigt. Das Schmelzen der Eisflächen lässt den Meeresspiegel ebenfalls ansteigen und bedroht Küsten- und Inselgemeinden. Darüber hinaus absorbieren Ozeane Kohlendioxid und halten es so aus der Atmosphäre fern. Ein Mehr an Kohlendioxid führt jedoch dazu, dass Ozeane saurer werden was das Leben im Meer, besonders z.B. Korallenriffe, gefährdet.

Verlust von Arten

Das aktuelle Artensterben auf unserem Planeten ist 1.000-mal schneller als je zuvor in der Geschichte. 1 Million Arten sind innerhalb der nächsten Jahrzehnte vom Aussterben bedroht. Arten an Land und im Meer kämpfen unter extremen Wetterbedingungen und Lebensraumveränderungen um ihr Überleben und werden von invasiven Schädlingen und Krankheiten bedroht.  

Höhere Gesundheitsrisiken

Umweltfaktoren kosten jährlich ca. 13 Millionen Menschen das Leben. Extreme Wetterereignisse, Hitzewellen, Luftverschmutzung, verschiedene Krankheiten, erzwungene Vertreibung, Druck auf die psychische Gesundheit sowie zunehmender Hunger und schlechte Ernährung machen Menschen das Leben schwer. Diese Faktoren führen zu mehr Todesfällen und setzen die Gesundheitssysteme unter enormen Druck.

Armut und Vertreibung

In den letzten zehn Jahren wurden durch klimabedingte Ereignisse im Durchschnitt jährlich etwa 23 Millionen Menschen vertrieben. Der Klimawandel steht in direktem Zusammenhang mit Faktoren, die Menschen in Armut bringen und halten. Dürren, Wasserknappheit, Überschwemmungen usw. verschlechtern die Lebensbedingungen der schwächsten Gruppen der Gesellschaft. Klimaflüchtlinge kommen hauptsächlich aus den Ländern, die am meisten gefährdet sind, und am wenigsten Kapazität haben, sich an den Klimawandel anzupassen.

Die Temperatur in der Arktis erwärmt sich mindestens doppelt so schnell wie der globale Durchschnitt.

Der globale Ozean hat 90 % der Erwärmung der letzten Jahrzehnte absorbiert, die auf den Anstieg der Treibhausgase zurückzuführen ist.

Weltweit leben 267 Millionen Menschen auf Flächen, die weniger als zwei Meter über dem Meeresspiegel liegen und die durch den Anstieg des Meeresspiegels gefährdet sind. Diese Zahl wird bis zum Jahr 2100 voraussichtlich auf 410 Millionen ansteigen. 

Die landwirtschaftliche Nutzfläche beträgt etwa 5 Milliarden Hektar (38 %) der globalen Landoberfläche, und nur 1/3 davon wird als Ackerland genutzt. Die verbleibenden 2/3 werden als Weideflächen für Vieh genutzt.