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Inhaltsverzeichnis

Dieser Bericht befasst sich mit aktuellen Ansätzen und vorgeschlagenen Zukunftsstrategien, die Kommunen und Gemeinschaftsgärten in die Bildung und Bewusstseinsbildung in Bezug auf Umwelt- und Klimawandelherausforderungen einbeziehen.

Das Ziel war, die Beziehung zwischen Gemeinschaftsgärten und Bildung in Bezug auf ökologische Nachhaltigkeit und Herausforderungen des Klimawandels in den fünf Partnerländern (Tschechische Republik, Österreich, Spanien, Ungarn und Frankreich) zu analysieren.

Der Bericht ist in drei Teile gegliedert:

  1. Beitrag von Gemeinschaftsgärten zur Anpassung an den Klimawandel und zur Bildung
  2. Kooperationen mit NGOs und Entscheidungsträger*innen/Kommunen
  3. Zukunftsstrategien

In allen fünf Länderteams wurde derselbe methodische Ansatz angewandt, wobei jedes Team für die Erforschung seines nationalen Kontextes verantwortlich war. Dies führte zur Erstellung des vorliegenden zusammenfassenden Berichts und der 5 nationalen Berichte.

Dieser einführende Bericht zeigt Unterschiede und Gemeinsamkeiten in den Ländern des Konsortiums auf, gibt einen allgemeinen Überblick und ermöglicht die Übertragbarkeit auf andere EU-Länder.

Einführung

In Europa leben 73% der Bevölkerung in städtischen Gebieten. Bis 2050 wird sich dieser Anteil voraussichtlich auf 80% erhöhen. Klimaveränderungen werden Städte in all ihren Bereichen beeinflussen – Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft (climateAdapt, k.A.). Massive Veränderungen wurden bereits beobachtet. Besonders in südlichen Partnerländern wie Spanien und dem Süden Frankreichs gab es, während wir an diesem Projekt arbeiteten, dramatische Dürren, die Waldbrände verursachten. Aber auch in kontinentaleren Regionen berichten Gemeinschaftsgärtner*innen am häufigsten von längeren Trockenperioden (online survey, 2022)

Angesichts dieser Herausforderungen entwickeln die meisten Städte und Gemeinden Klimawandelanpassungs- und Klimaschutzstrategien. Urbanes Design, das auf Klimawandelanpassung und Vermeidung urbaner Hitzeinseln durch grüne Infrastruktur abzielt, erhöht die Resilienz urbaner Gebiete und ruft meist auch zahlreiche positive Nebeneffekte hervor, wie verbesserte Luftqualität, bessere Gesundheit, höhere Biodiversität und insgesamt eine höhere Lebensqualität der Bürger*innen. (climateAdapt, k.A.). Gleichzeitig werden Erhaltungskosten von grüner Infrastruktur als ein wesentliches Hindernis angeführt, diese zu erweitern (MA 22, 2018). Durch die Gemeinschaft organisierte und betreute Grünflächen könnten ein wesentlicher Teil der Lösung sein, auch wenn sie bisher kaum Teil von Klimawandelanpassungsstrategien sind und daher zu wenig genutzt werden, um resiliente Städte und Nachbarschaften zu schaffen (Clarke et al., 2019). Dies hat sich allerdings in manchen der Partnerländer in den letzten Jahren verändert. Was und wie Gemeinschaftsgärten beitragen können, ist Teil dieses Berichts: als grüne Infrastruktur, als Laboratorien für angepasste Gartengestaltung und -technik und als Umweltbildungszentren im weiteren Sinn. Zukünftige Chancen und Potentiale werden genauso beschrieben wie Hindernisse und die benötigte Unterstützung und strategische Planung, damit Gemeinschaftsgärten ihre Potentiale ausschöpfen können.

Entwicklung und Formen von Gemeinschaftsgärten, Netzwerke und unterstützende Organisationen in den 5 Partnerländern

Gemeinschaftsgärten entstanden in den Partnerländern in den letzten 25 Jahren. In Frankreich begann die Entwicklung 1997 mit der Gründung eines nationalen Netzwerks. In den frühen 2000ern griffen Initiativen in Spanien, Ungarn und Österreich die Idee auf und Gemeinschaftsgärten entwickelten sich auch dort. Ein Jahrzehnt später entstanden erste Gemeinschaftsgärten in Prag und in der Folge in anderen Regionen Tschechiens.

Heute hat sich die Zahl der Gemeinschaftsgärten in allen Ländern vervielfacht.

Land Anzahl der Gemeinschaftsgärten
Österreich
376
Tschechien
137
Frankreich
über 1000
Ungarn
82
Spanien (inklusive Schulgärten und therapeutische Gärten)
15.000

Die Daten sind statistisch nicht valide. In allen Ländern gibt es zahlreiche Gärten, die nirgends aufscheinen und daher nicht gezählt werden konnten. Auch die Art der Zählung unterscheidet sich von Land zu Land – Gemeinschaftsgärten im engeren Sinn oder auch andere Arten wie z.B. Schulgärten wurden erhoben.

Österreich

Die ersten wenigen Gemeinschaftsgärten entstanden aus privater Initiative in Wien. 2007 entstanden in Wien die ersten Gemeinschaftsgärten in Kooperation mit der Stadt. Zur selben Zeit gründeten engagierte Bürger*innen Gemeinschaftsgärten in anderen Regionen Österreichs. Mittlerweile gibt es, abhängig von den regionalen Rahmenbedingungen, sowohl Initiativen von Bürger*innen als auch Gärten, die auf Initiative von oder mit Unterstützung durch lokale Regierungen oder Nachbarschaftszentren gegründet wurden. In letzter Zeit wurden Gemeinschaftsgärten immer öfter Teil neuer Siedlungsprojekte und sind dort integraler Bestandteil der gemeinschaftlich genutzten Grünräume.
Bis jetzt gibt es kein offizielles nationales Netzwerk. Gartenpolylog hat die Rolle übernommen, verschiedene Netzwerkaktivitäten anzubieten und mit der Website eine Plattform für Informationen und Austausch kreiert. Auf regionaler Ebene sind verschiedene Netzwerk- und Serviceorganisationen entstanden, wie die Gemeinschaftsgartenservicestellen als Teil des Klimabündnis Oberösterreich oder des Tiroler Bildungsforums.

Frankreich

Die Entwicklung von Gemeinschaftsgärten hat mit der Gründung des nationalen Netzwerks “Jardin dans tous ses états” (Gärten in allen Formen) begonnen. Dieses Netzwerk wollte Gemeinschaftsgärten nach dem Vorbild anderer Länder, wie Großbritannien und den USA, etablieren. Die Mitglieder des Netzwerks luden internationale Expert*innen ein und verbreiteten die Idee in ganz Frankreich. 20 Jahre lang wurden von lokalen Mitgliedern des Netzwerkes Trainings und Workshops angeboten und Fähigkeiten vermittelt. In den 2010er Jahren hat das Netzwerk seine Arbeit eingestellt. Aktuell arbeiten verschiedene Organisationen an einer Wiederbelebung. Die Gemeinschaftsgärten, die von Anfang an ein Thema der Zivilgesellschaft waren, werden inzwischen von verschiedenen lokalen Behörden und Gemeinden stark unterstützt. Ihr Wert als grüne Oasen und Orte des Wohlbefindens für lokale Gemeinschaften, insbesondere in einem sich wandelnden Klima, sowie der wirtschaftliche Druck auf das Management von Grünflächen haben das öffentliche Interesse an gemeinschaftlich verwalteten Grünflächen erhöht.

Tschechien

Die ersten Gemeinschaftsgärten wurden in Zusammenarbeit mit Gemeinden, gemeinnützigen Organisationen und Unternehmen entwickelt. Nach wie vor spielen all diese Akteur*innen eine wichtige Rolle bei der weiteren Entwicklung. Das Hauptaugenmerk der Gemeinschaftsgärtner*innen liegt bisher auf sozialen Begegnungen und Nachbarschaftsaktivitäten. Auf kommunaler Ebene werden sie bereits als wichtige Faktoren für die Anpassung an den Klimawandel angesehen.
Es gibt keine Organisation (Verein, Verband etc.) oder kein Netzwerk, welche auf regionaler oder nationaler Ebene die Rolle der Vernetzung oder Koordination übernehmen. Stattdessen spielt Kokoza eine wichtige Rolle, indem die Organisation Hilfestellung und Beratung anbietet und regelmäßige Treffen für Gemeinschaftsgartenmanager organisiert, um Austausch und Lernen zu ermöglichen.

Ungarn

In Ungarn gingen die allerersten Initiativen, die als Gemeinschaftsgärten bezeichnet werden können, von kleinen Gruppen von Freund*innen oder Wohngemeinschaften aus. Fast zur gleichen Zeit begannen auch die lokalen Regierungen (vor allem in der Hauptstadt), Interesse an der Gründung von Gärten zu zeigen. Dieses Interesse führte zu einer aktiven Zusammenarbeit zwischen Gemeinden und NGOs, die über das notwendige Wissen und die Erfahrung für die Gründung, den Betrieb und die Organisation von Gemeinschaftsgärten verfügten. In diesem Zeitraum (2006-2016) spielte KÉK eine führende Rolle bei der Förderung von Ideen der Gemeinschaftsgarten-Bewegung und der Bereitstellung von Werkzeugen für das gemeinschaftliche Gärtnern. Konzepte (Modelle) konnten lokal angepasst werden, z. B. im Rahmen der geltenden Gesetze und Vorschriften. Einige in Immobilien-Entwicklungsprojekten involvierte Unternehmen, die durch die globale Wirtschaftskrise gebremst wurden, haben Land zur vorübergehenden Nutzung für Gartengemeinschaften zur Verfügung gestellt. Was die Wahrnehmung in der Gesellschaft anbelangt, so werden Gemeinschaftsgärtner*innen immer noch als eine Art Aliens angesehen. Als historisches, soziokulturelles Erbe gibt es eine Art grundlegenden Widerstands und Misstrauen gegenüber Aktivitäten, die auf gemeinschaftlicher Zusammenarbeit und Solidarität basieren.

Derzeit gibt es keine Organisation (Verein, Verband usw.) oder kein Netzwerk, das auf regionaler oder nationaler Ebene die Rolle der Koordination, Vernetzung und Bereitstellung von Hilfestellung oder andere Funktionen übernimmt, um die Zusammenarbeit der Gärten zu unterstützen, ihre Werte zu verbreiten und sie gegenüber der Öffentlichkeit und Entscheidungsträgern zu fördern.

Spanien

Die Entwicklung von Gemeinschaftsgärten war eng mit verschiedenen sozialen Bewegungen und politischen Aktionen verbunden, insbesondere nach der Wirtschaftskrise im Jahr 2008. Sie wurden hauptsächlich von Communities für Communities geschaffen und werden als Orte der gemeinschaftlichen Selbstverwaltung betrachtet, die von Freiwilligen betrieben und verwaltet werden. Bislang werden sie nur selten von den örtlichen Kommunen unterstützt und sind daher oft nicht stabil und dauerhaft genug, um ihr volles Potenzial auszuschöpfen. Ein Sonderfall in Spanien sind die Universitäten, die eine wichtige Rolle als Förderer von Gemeinschaftsgärten spielen, indem sie Land zur Verfügung stellen und die Gärten in ihre Lehr- und Lernaktivitäten einbeziehen.
Was die Vernetzung betrifft, so gab es auf nationaler Ebene mehrere Veranstaltungen, die von verschiedenen Akteur*innen initiiert wurden, aber bisher keine Institution, die stabile Strukturen schafft und die Vernetzung auf regelmäßiger Basis fördert.

Beitrag von Gemeinschaftsgärten zur Anpassung an den Klimawandel und zur Bildung

Gemeinschaftsgärten leisten einen wertvollen Beitrag zur Klimawandelanpassung von Städten und Gemeinden durch “Versickerungsflächen, höhere Artenvielfalt z.B. durch Blumenwiesen, Kreislaufwirtschaft, Wassersparen und -sammeln” (Teilnehmer*in Fokusgruppe Österreich). Einerseits sind die Gärten, im Hinblick auf ihr eigenes Überleben, aktiv an der Implementierung klimafreundlicher Techniken beteiligt. Andererseits werden Gärten durch die Umsetzung neuer Techniken und Aktivitäten zu einer Art Experimentierorte, von denen die Gesellschaft lernen kann, wie man grüner und klimafreundlicher sein kann. Denn Gärten sind natürlich das beste Beispiel für globales Denken und lokales Handeln und Räume für direkte Bürgeraktionen gegen den Klimawandel(Teilnehmer*in Fokusgruppe Spanien). Wie ebenfalls aus Spanien berichtet wurde, sehen sich Gärtner*innen als Expert*innen im Finden lokal angepasster Lösungen und im Reagieren auf den Umweltkontext. Gemeinschaftsgärten können als grüne Oasen dienen und auch zur Rekultivierung von Brachflächen genutzt werden.

Klimaschutz und Klimawandelanpassung in den Gärten selbst

Gemeinschaftsgärten haben zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um ihren CO2-Fußabdruck zu verringern, ihre negativen Auswirkungen auf das Klima zu reduzieren und ihre Gärten an das sich verändernde Klima anzupassen. Nach Angaben aller Partnerorganisationen ist das durchschnittliche Bewusstsein für den Klimawandel bei Gemeinschaftsgärtner*innen höher als in der übrigen Bevölkerung. Doch nicht alle Maßnahmen in den Gärten, die sich positiv auf das Klima auswirken, werden zwangsläufig bewusst als Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels oder zur Anpassung daran ergriffen. Oft sind sie einfach Teil einer ökologischen Gartenpraxis.

Um herauszufinden, was bereits in der Praxis umgesetzt wird, haben die Projektpartner*innen einen Online-Fragebogen an Gärtner*innen in allen Partnerländern verschickt. Die am weitesten verbreitete Maßnahme unter allen Befragten ist das Verbot von synthetischen Düngemitteln und Pestiziden. Mehr als 130 der 158 Befragten wenden diese Maßnahmen bereits an. Vor allem das Verbot von Kunstdünger verringert die Emission von Treibhausgasen, die bei der Herstellung und Zersetzung entstehen.

Eine Praxis, die eng mit dem Verbot synthetischer Düngemittel zusammenhängt, ist die Kompostierung, um Nährstoffe im Kreislauf zu halten und Pflanzen auf natürliche Weise zu düngen. Diese wird in 121 von 158 Gärten angewandt. Die Verwendung von Gründüngung, eine weitere Möglichkeit, Nährstoffe einzubringen, ist weniger populär, wird aber immerhin noch von 82 Gärten genutzt. Wie ein Teilnehmer der österreichischen Fokusgruppe feststellte, “können Gemeinschaftsgärten durch den Aufbau von Humus zur Kohlenstoffbindung im Boden beitragen – durch normale Kompostierung oder Pflanzenkohle”.

Mulchen, eine besondere Form der Kompostierung und ein Verfahren um den Boden vor Verdunstung und Erosion zu schützen, ist eine weitere Praxis, die von einer großen Mehrheit der antwortenden Gärten angewendet wird (110).

Die Einbeziehung lokaler Pflanzen und wilder Ecken für Insekten und Vögel gehört ebenfalls zu den am weitesten verbreiteten Praktiken.

Interessant zu sehen sind auch die Unterschiede zwischen den Ländern. Während Tröpfchenbewässerung in allen anderen Ländern nur in sehr wenigen Gärten eingesetzt wird, verwenden in Spanien fast zwei Drittel der befragten Gärten dieses Bewässerungssystem. Das Gegenteil gilt für die Regenwassersammlung, die sowohl in Spanien als auch in Ungarn kaum genutzt wird, in den anderen Partnerländern jedoch in mindestens der Hälfte der Gärten. Eindeutiger Spitzenreiter im Gärtnern mit reduzierter/nicht wendender Bodenbearbeitung ist Frankreich (21 von 26 Gärten wenden diese Methode an), wahrscheinlich durch die große Verbreitung der Doppelgrabegabel oder Grelinette.

Praktiken, die noch nicht in vielen Gärten angewandt werden, aber zumindest in einigen zu den Zukunftsplänen gehören, sind Änderungen im Wassermanagement, einschließlich Regenwassersammlung und Tröpfchenbewässerung, die Verwendung von Pflanzenkohle und neue naturfreundliche Anbautechniken.

Zusätzliche Praktiken, die von den Gemeinschaftsgärtner*innen genannt wurden, sind:

  • Förderung von low-tech Gartengeräten
  • Fruchtfolge und Mischkultur
  • Änderung des Aussaatkalenders
  • Permakultur
  • Zeitversetztes Mähen einzelner Abschnitte
  • die Verwendung von Ollas – einem speziellen Bewässerungssystem
  • extensives Gärtnern mit der Verwendung von mehrjährigen selbstaussäenden und anspruchsarmen Pflanzen sowie von essbaren Wildpflanzen
  • Anpflanzung einer großen Anzahl von Bäumen und Pflanzen, Einrichtung von Waldgärten oder so genannten food forests
  • Saatguterzeugung für lokale Saatgutsammlung und Saatgutbibliothek
  • Vertikales Gärtnern

Zu den Praktiken, die über die Gartenarbeit hinausgehen und in vielen der befragten Gärten angewandt werden, gehören Wiederverwendung, Reparaturen sowie Re- und Upcycling. Die Verwendung von lokalem Material und die getrennte Abfallsammlung wurden ebenfalls von der Mehrheit der Gärten genannt.
Die Verwendung von Komposttoiletten/Trockentoiletten/Trenntoiletten wurde von verschiedenen Gärten aus verschiedenen Ländern unabhängig voneinander genannt, in einigen wird sogar der menschliche Kot behandelt, um ihn in den Gärten wiederzuverwenden. Auch die Nutzung erneuerbarer Energien wie der Photovoltaik wurde von verschiedenen Gärten angegeben. Der Bau von Strukturen wie Pergolen oder Unterständen, um Schatten zu spenden und Wasser zu sammeln, ist eine weitere von mehreren Befragten genannte Praxis.

Umweltbildung in Gemeinschaftsgärten

In allen Ländern herrscht große Einigkeit darüber, dass Gemeinschaftsgärten ein großes Potenzial für die Umweltbildung haben und bereits jetzt eine wichtige Rolle spielen. Gärten sind der ideale Ort, um Bildung zu ermöglichen, die sowohl praktisches Handeln beinhaltet als auch auf die aktuellsten Herausforderungen eingeht, einschließlich natürlich des Kampfes gegen den Klimawandel, aber auch um etwas über Koexistenz, aktive Bürger*innenschaft, Gleichheit, Respekt und Demokratie zu lernen.
Sowohl die Teilnehmer*innen der verschiedenen Fokusgruppen als auch die Befragten des Fragebogens hoben insbesondere die Rolle der Gemeinschaftsgärten in der informellen Bildung hervor. Formelle Bildungsmaßnahmen wie Workshops, Seminare, Führungen und Informationstafeln werden seltener umgesetzt, und die Gärten sehen sich mit verschiedenen Schwierigkeiten konfrontiert, um diese umzusetzen.

Informelle Bildung

Das Erlernen umweltfreundlicher Gartenpraktiken voneinander, die gegenseitige Beratung und das Lernen durch Beobachtung sind die am häufigsten angewandten “Lernmethoden”. Wissen und Erfahrungen werden in informellen settings wie gemeinsamen Mahlzeiten oder abendlichem Zusammensitzen ausgetauscht. Aber schon die Tatsache, dass man nur ein Teil des Gartens ist und ihn für den Anbau nutzt, hat eine bildende Wirkung und schafft Verständnis für die natürlichen Kreisläufe und die Auswirkungen des Klimawandels, wie ein*e Teilnehmer*in der tschechischen Fokusgruppe erklärte: “Ich kann schon sehen, dass das passiert. Unsere Mitglieder engagieren sich mehr und mehr… einfach dadurch, dass sie Mitglieder unseres Gartens sind, mit anderen sprechen, usw.”
Wie oben beschrieben, haben Gemeinschaftsgärten bereits zahlreiche umwelt- und klimafreundliche Praktiken entwickelt und beeinflussen damit ihre Mitglieder. Dadurch werden auch über das eigentliche Gärtnern hinaus Veränderungen in der Wahrnehmung und im Verhalten angeregt. Konsummuster werden überdacht, das Bewusstsein für natürliche Ressourcen und Abfallmanagement wird geweckt. In vielen Fällen sind Grundregeln der Nachhaltigkeit bereits in den Gartenregeln verankert und werden an jedes neue Mitglied einer Gartengruppe weitergegeben.
Übergreifenden Maßnahmen, die von den Gärtner*innen als äußerst wichtig erachtet werden, sind Informations- und Sensibilisierungsmaßnahmen, vor allem über lokale Kanäle, aber mit dem Ziel, das, was in den Gärten getan wird und getan werden kann, auch darüber hinaus zu verbreiten. Je mehr Sichtbarkeit wir erlangen, desto stärker wird dies bei den Menschen ankommen und desto weiter wird die Botschaft reichen.” (Teilnehmer*in Fokusgruppe Spanien)

Im Zusammenhang mit dem Klimawandel werden Gemeinschaftsgärten als Orte der Selbstwirksamkeit beschrieben, an denen Menschen erfahren können, dass sie ihr Umfeld verändern und aktiv werden können. “Diese Handlungsorientierung ist total wichtig… was kann ich beitragen, ohne überfordert zu sein… jede*r kann etwas beitragen”. (Teilnehmer*in runder Tisch Österreich)

Außerdem “ist der Multiplikationseffekt von Gemeinschaftsgärten enorm. Da sind die Menschen, die gärtnern, ihr Umfeld und die Nachbarschaft des Gartens sowie die Organisationen, die im Garten involviert sind und deren Umfeld.” (Teilnehmer*in Fokusgruppe Österreich)

Formale Bildung

Was die formale Bildung betrifft, so sind Workshops für die Gärtner*innen der jeweiligen Gartengruppe die häufigste Aktivität. Es werden aber auch Workshops für die Öffentlichkeit oder für bestimmte Zielgruppen durchgeführt. Die Inhalte der Workshops reichen von nachhaltigem Konsum, Agrarökologie, Ökofeminismus, Bewässerungsmethoden, Boden und Klima, Permakultur bis hin zu eher praktischen Workshops wie dem Bau einer Trockensteinmauer, dem Anlegen eines Komposts oder einer Blumenwiese. Informationen über ökologische Gartenpraktiken werden auch über Newsletter und Whatsapp-Kommunikation verbreitet.

Educational activities in community gardens (n=155)

Activity 1: Looking at other community gardeners in your garden and learning from their example
Activity 2: Gardeners asking and telling each other, how to plant, grow, harvest
Activity 3: Exchange of knowledge and skills in meetings and workshops from gardeners for gardeners
Activity 4: Workshops with external experts on certain topics for gardeners
Activity 5: Cooperations with other organisations in the field of environmental education

Weitere Trainings- und Bildungsaktivitäten, die Gemeinschaftsgärtner*innen genannt haben, sind:

  • Von einem Garten organisierte Radtouren
  • Führungen durch die Gärten
  • Schulung von Lehrer*innen über städtische Gärten und Schulgärten
  • Förderung von Citizen Science
  • Seminare zu eco-anxiety – der chronischen Angst vor den Auswirkungen des Klimawandels

Um eine breitere Öffentlichkeit einzubeziehen, werden offene Gartentage, Praktika und sogar Schulungen für Unternehmen organisiert. Auch Infotafeln, die nachhaltige Gartenpraktiken erklären, werden eingesetzt. Neben der Erwachsenenbildung sind in vielen Gärten auch Angebote für Kindergärten, Schulen und Jugendcamps ein wichtiger Bestandteil der Bildungsaktivitäten.

Learning activities open to the public (n=155)

Activity 1: Open garden days
Activity 2: Internships for students or volunteers
Activity 3: Environmental programs for enterprises or institutions
Activity 4: Passive methods of educations e.g. info panels
Activity 5: Environmental education activities for schools, kindergarten
Activity 6: Learning/teaching activities together with educational institutions or municipalities

Ein besonderer Fall ist die Verbindung von Gemeinschaftsgärten und Universitäten in Spanien. Universitäten nutzen ihre Grünflächen, um Gemeinschaftsgärten anzulegen. Diese können als offene Unterrichtsräume genutzt werden, und Student*innen können in den Gärten ihre Praktika absolvieren.

Herausforderungen und weitere Potentiale

Eine große Mehrheit der Befragten plant oder würde in Zukunft gerne mehr Bildungsaktivitäten im Garten durchführen (110 von 158). Herausforderungen werden vor allem im Bereich der formalen Bildung beschrieben.

Eine große Herausforderung in allen Ländern sind die Kapazitäten der Gemeinschaftsgartengruppen für die Organisation und Durchführung von Bildungsaktivitäten. Fehlende Kapazitäten werden auf verschiedenen Ebenen beschrieben:

Zeit und Kapazität für die Organisation und Koordinierung: Da die meisten Gartenmitglieder und Gartenkoordinator*innen sich in ihrer Freizeit im Garten engagieren, ist es schwierig, solche Aktivitäten regelmäßig zu koordinieren. “Wenn du willst, dass ich mit Bildungsarbeit anfange, gib mir einfach einen Experten auf dem Gebiet und jemanden, der alles organisieren kann. Ich bin bereits genügend mit dem Garten beschäftigt…” (Teilnehmer*in Fokusgruppe Tschechien)

Wissen und Erfahrung: Fehlendes Fachwissen in den Themenfeldern der Workshops sowie in der Organisation und Bewerbung wird ebenfalls als hinderlich beschrieben. Gemeinschaftsgärtner*innen sind keine Fachleute und die richtigen Expert*innen zu finden und zu engagieren, scheint für viele Gartengruppen schwierig zu sein. Dies hängt auch mit der nächsten Herausforderung zusammen.

Finanzielle Mittel und Finanzierung: Die finanzielle Unterstützung scheint ein entscheidender Punkt bei der Organisation von Bildungsaktivitäten zu sein. Expert*innen, die ihr Wissen im Garten weitergeben, müssen bezahlt werden, ebenso wie Workshop-Material und Raummieten. “Wir sind immer bestrebt, Sensibilisierungsprogramme für Gemeinschaftsgärten zu organisieren, aber aufgrund fehlender finanzieller Mittel sind wir immer weniger in der Lage, dies kostenlos zu tun.” (Teilnehmer*in Fokusgruppe Ungarn)

Eine weitere Herausforderung ist die fehlende Infrastruktur und Ausstattung. Es werden Materialien und Veranstaltungsorte in der Nähe der Gärten benötigt, die für alle Wetterbedingungen geeignet sind.

Die Bewerbung von Bildungsaktivitäten ist ein weiterer Schwachpunkt, der von verschiedenen Gärtner*innen genannt wird. Es ist oft nicht möglich, eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen. Mangelnde Zeit und Fähigkeiten, wie oben beschrieben, sind ein Grund dafür, ebenso wie fehlende Unterstützung durch die Gemeinden und geringe Kooperationen mit Bildungseinrichtungen.

Eine besondere Herausforderung, die aus Österreich berichtet wird, ist die mangelnde Offenheit der Gärten. Ein Viertel der Befragten möchte den Garten nicht für die Öffentlichkeit öffnen. Die Diskussion darüber, wie offen oder geschlossen Gärten sein sollten, hält an. Während sich die Teilnehmer*innen aus Politik und Verwaltung einig waren, dass Gärten offen sein sollten, insbesondere wenn sie eine Rolle in der Umweltbildung spielen sollen, gibt es keine klare Regelung in Landnutzungsvereinbarungen oder vielen öffentlichen Förderprogrammen, und viele Gärten neigen dazu, die Tore geschlossen zu halten.

Aus Spanien und Tschechien werden die Fluktuation innerhalb der Gruppe und die Instabilität der Gärten als wichtige Herausforderungen genannt. Während in Spanien die Gärten als solche oft kurzfristige Projekte sind und daher ihr volles Potenzial nicht ausschöpfen und keine langfristigen Programme entwickeln können, neigen die Mitglieder in Tschechien dazu, nur für kurze Zeit Teil der Gartengruppen zu sein, und es wird viel Energie in die Gruppenbildung und die Gewinnung neuer Mitglieder investiert.

Eine große Chance, einige der oben beschriebenen Herausforderungen zu überwinden, wird in verstärkter Vernetzung und Zusammenarbeit gesehen. Wenn Gärten miteinander kooperieren, können sie Materialien und Ressourcen gemeinsam nutzen. Sie könnten auch den Austausch von Erfahrungen und Praktiken unter den Gärtner*innen verstärken und sogar gemeinsam neue Bildungsinhalte entwickeln, Expert*innen einladen, die Kosten teilen und die Veranstaltung für Gärtner*innen aus allen teilnehmenden Gärten zugänglich machen. Die Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen könnte das Problem der geeigneten Infrastruktur lösen. Über die Informationskanäle der Einrichtungen könnte ein breiteres Publikum erreicht werden, und die Wirkung der Bildungsaktivitäten könnte steigen.

Neben finanzieller Unterstützung, Beratung und Training wurde auch organisatorische Unterstützung als relevant für die Ausweitung formaler Bildungsaktivitäten gesehen. Da Gärtner*innen und Gartenkoordinator*innen hauptsächlich auf freiwilliger Basis arbeiten und nur über begrenzte Ressourcen verfügen, würde bezahltes Personal, das Bildungsaktivitäten für einen oder mehrere Gärten in einer Region koordiniert, organisiert und fördert, dazu beitragen, solche Aktivitäten zu intensivieren.

Kooperationen mit NGOs und Entscheidungsträger*innen/Kommunen

Was die Zusammenarbeit mit Gemeinden und Entscheidungsträgern betrifft, so ergibt sich in den verschiedenen Partnerländern ein sehr unterschiedliches Bild. In Tschechien, Ungarn und Österreich stellen Gemeinden hauptsächlich Grundstücke oder in einigen Fällen finanzielle Mittel zur Verfügung.

Im Fall von Ungarn ist eine langfristige, regelmäßige Zusammenarbeit nur möglich, wenn es in der Gemeinde eine kompetente Person oder Abteilung gibt, die für Gemeinschaftsgärten zuständig ist. Gemeinschaftsgärten können in strategischen Dokumenten enthalten sein – wie in Tschechien und Ungarn – oder nicht einmal Teil dieser Dokumente sein, wie in vielen Regionen Österreichs.
In Frankreich und Spanien ist die Unterstützung durch und die Zusammenarbeit mit Gemeinden und öffentlichen Einrichtungen weitaus üblicher. Zahlreiche Städte in Frankreich wie Pau, Montpellier, Paris und Lyon begleiten Bürger*innen, die Gemeinschaftsgärten gründen wollen, und helfen ihnen bei der Entwicklung ihres Projekts, bei der Suche nach einem Ort und bei der Gründung eines Vereins. Sie stellen auch Materialien und sogar Pflanzen zur Verfügung. Ein Saatgutverteilungsprogramm zur Erhaltung lokaler Sorten in Andalusien und Montpellier oder Programme zur Ausbildung von Kompostmeister*innen in Frankreich und Programme für gemeinschaftliches Kompostieren in verschiedenen spanischen Regionen sind Beispiele für die Unterstützung bei der Bildung für klimafreundliches Verhalten.
Eine besondere Kooperation zwischen Nachbarschaftsvereinen und städtischen Organisationen wurde in Córdoba gefunden. Nach ersten Treffen wurde die Stadtverwaltung in die Organisation und Verwaltung der Gärten involviert und hat dadurch die Fläche für Gärten insgesamt vervierfacht. Die meisten davon werden kollektiv verwaltet. Die Stadt wollte damit “pädagogische, agrarökologische und geschlechtergerechte Gärten” schaffen (Teilnehmer*in runder Tisch Spanien). Im Rahmen des Programms “Cordoba Verde por el Clima” (grünes Cordoba für das Klima) wurden seit 2011 mehr als 200 Workshops zum Klimawandel durchgeführt, an denen 4000 junge Menschen teilnahmen.

In fast allen Partnerländern werden Schulen und Universitäten als wichtige Kooperationspartner für bestehende und zukünftige Bildungsaktivitäten gesehen.

Die Zusammenarbeit mit NGOs umfasst verschiedene Aktivitäten. NGOs nutzen die Fläche eines Gemeinschaftsgartens für ihre Outdoor-, therapeutischen oder ökologischen Aktivitäten. In Österreich sind die NGOs vor allem ein starker Partner in der Beratung und Bildung in verschiedenen Gartenfragen. In Ungarn nutzen Lebensmittelkooperativen die Gärten als Verkaufsstelle. Manche kooperieren als Partner in EU-finanzierten Projekten. Im Rahmen anderer Erasmus+-Projekte haben NGOs in den Partnerländern und darüber hinaus das Gardeniser-Programm entwickelt, eine Ausbildung für Gartenmanager, um sie bei der Verwaltung von Gemeinschaftsgärten zu unterstützen.

Zukünftige Strategien

Ein Blick auf bestehende Strategien die Gemeinschaftsgärten betreffend zeigt , dass es keine Gemeinschaftsgartenstrategien auf nationaler Ebene gibt. Wenn, dann werden Strategien auf regionaler oder lokaler Ebene formuliert, wie in Budapest oder Paris. In kommunalen Entwicklungsstrategien werden Gemeinschaftsgärten manchmal in einem Vermerk erwähnt, wie in Prag oder Wien, aber oft nicht mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht und die Vielzahl der Potenziale wird nicht gesehen. Derzeit werden vielerorts Klimastrategien entwickelt, aber außer in Ungarn werden Gemeinschaftsgärten selten explizit erwähnt.

Den Befragten aller Partnerländer zufolge könnten Gemeinschaftsgärten auf verschiedenen Ebenen einen vielfältigen Beitrag zur Anpassung an den Klimawandel und zum Klimaschutz leisten:

  • durch ihre Funktion als grüne Infrastruktur zur Kühlung dichter Stadtgebiete und zur Regenwasserretention
  • durch ihre Bildungs- und Sensibilisierungsfunktion
  • durch die Produktion lokaler Lebensmittel und Ernährung der Bevölkerung
  • durch die Schließung von Ressourcenkreisläufen durch lokale Produktion und Kompostierung
  • durch ihre Wirkung auf lokale Gemeinschaften und das Erreichen verschiedener Zielgruppen

All diese Funktionen könnten auch mit anderen bestehenden Strategien zur Entwicklung von ökologischer

Landwirtschaft und Agrarökologie, sozialer und gemeinschaftlicher Ökonomie, Ernährungsstrategien und städtischen Transformationsstrategien verknüpft werden.

Wie Gemeinschaftsgärten Teil solcher Strategien werden können und welche Schritte unternommen werden müssen, ist ein entscheidender Punkt in der Diskussion.

Zweifellos muss die Strategieentwicklung in einem multidisziplinären Bereich erfolgen, der Bildung, Raumplanung, Bürger*innenbeteiligung, Landwirtschaft und ähnliches umfasst. In einigen der Partnerländer wurde berichtet, dass es schwierig ist, mit den relevanten Stakeholdern auf politischer Ebene zusammenzukommen. Institutionen, die die Entwicklung von kommunalen Strategien unterstützen, könnten eine Anlaufstelle für Gemeinschaftsgärten sein. In Österreich waren zum Beispiel die Programmbeauftragten der Klimawandelanpassungsregionen Teil der Fokusgruppe und haben empfohlen, ihr Personal aus dem Bereich Strategieentwicklung über Gemeinschaftsgärten zu informieren.

Die Zusammenarbeit mit Aktivist*innen und aktiven Gärtner*innen sowie mit Beratungsorganisationen in diesem Bereich erscheint ebenfalls entscheidend. Um die Strategieentwicklung vorantreiben zu können, braucht es auch starke Organisationen an der Seite der Gemeinschaftsgärten. Ein Mangel an offiziellen Strukturen auf nationaler Ebene wird in allen Ländern festgestellt. NGOs und Sozialunternehmen übernehmen bis zu einem gewissen Grad die Repräsentation und Interessenvertretung, haben aber nicht die Kapazität, diese Aufgaben vollständig abzudecken.

Da das Bewusstsein für Gemeinschaftsgärten immer noch wenig ausgeprägt ist, sollten Daten über ihre vielfältigen Vorteile gesammelt werden, um bei Verhandlungen eine bessere Position zu haben. Empfehlungen für die Politik auf der Grundlage der Daten in diesem Bericht und zusätzlicher Daten könnte ein Ausgangspunkt sein. Höhere Sichtbarkeit und Kampagnen, um die vielen Funktionen von Gemeinschaftsgärten in der Öffentlichkeit zu präsentieren, scheinen ebenfalls geeignet, um den Dialog mit Entscheidungsträger*innen zu beginnen und ihre Aufmerksamkeit zu erregen.

Was die strategische Entwicklung der Gärten selbst betrifft, so sind die Kapazitäten oft gering und die Gärtner*innen vollständig mit den täglichen Aufgaben der Gartenarbeit und der Organisation der Gruppe ausgelastet. Die Unterstützung durch bezahltes Personal, entweder in den Gärten selbst, durch Kooperationen oder in Netzwerk- und Dienstleistungsorganisationen könnte Energie für die Weiterentwicklung von Bildungsaktivitäten, Strategien, Bewusstseinsbildung, Kooperationen und das Erreichen verschiedener Zielgruppen freisetzen.

Fazit

Was die Anpassung an den Klimawandel in den Gärten angeht, so gibt es bereits zahlreiche Maßnahmen, auch wenn sich die Gärtner*innen nicht immer der Auswirkungen ihrer Praktiken bewusst sind. Da es große Unterschiede zwischen den einzelnen Gärten und bei einigen Praktiken auch zwischen den Ländern gibt, besteht ein großes Potenzial, voneinander zu lernen und Praktiken an den lokalen Kontext anzupassen. Die besten Beispiele dafür sind Praktiken der Bewässerungstechnik und der Bodenbewirtschaftung wie Tröpfchenbewässerung oder minimale Bodenbearbeitung.

Gemeinschaftsgärten sind ein gutes Umfeld für Bildung, wie in früheren Forschungsarbeiten und auch in allen nationalen Berichten zu diesem Projekt festgestellt wurde. Ein großer Nutzen wird in der informellen Bildung gesehen, die sich auch auf das Bewusstsein und das Verhalten der Gärtner*innen und der beteiligten Organisationen sowie auf ihr Umfeld auswirkt. Herausforderungen werden vor allem in der formalen Bildung gesehen. Dennoch will die Mehrheit der Gärten ihre Aktivitäten in diesem Bereich verstärken. Die Entwicklung von Bildungsmaterial, das auf die Bedürfnisse von Gartengruppen zugeschnitten ist, kann dazu beitragen, einige der Herausforderungen zu überwinden.

Kenntnisse über relevante Praktiken und Fachwissen über die Anpassung an den Klimawandel sind definitiv ein Teil der Bedürfnisse, die Gemeinschaftsgärtner*innen geäußert haben, um mehr Bildungsaktivitäten durchführen und Einfluss auf das Bewusstsein für den Klimawandel haben zu können. Andere Aspekte, die bei der Entwicklung von Trainingsmaterialien ebenfalls berücksichtigt werden sollten:

Um die Zusammenarbeit mit und die Unterstützung durch Kommunen und Entscheidungsträger*innen zu verbessern, könnte es auch sinnvoll sein, sich positive Beispiele wie die Initiativen von Cordoba oder Lyon genauer anzusehen. Vorbilder könnten auch in anderen Kommunen zu Veränderungen führen.

NGOs, Schulen und Universitäten werden in allen Ländern als wichtige aktuelle oder zukünftige Partner angesehen. Auch in diesem Bereich könnte es nützlich sein, voneinander zu lernen, was man gemeinsam tun kann.

Im Hinblick auf die strategische Entwicklung von Gemeinschaftsgärten gibt es immer noch eine Menge zu tun. Auch hier kann ein erster Schritt darin bestehen, sich good practice – Beispiele anzusehen. Um die Position von Gemeinschaftsgärten und -organisationen zu stärken, ist eine Sammlung von Daten über die positiven Auswirkungen erforderlich. Es scheint ebenfalls entscheidend, die richtigen Personen zu finden um in die Strategieentwicklung einbezogen zu werden, da die Entscheidungsträger*innen selbst oft unerreichbar sind. Der Zusammenschluss von Gemeinschaftsgärten und die Stärkung von Gemeinschaftsgarten-Organisationen scheint ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer kontinuierlichen Lobbyarbeit für Gemeinschaftsgärten zu sein.

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Annex

Methoden

Der zusammenfassende Bericht wurde aus fünf nationalen Berichten abgeleitet, die auf Online-Fragebögen, die an die Gemeinschaftsgärten verschickt wurden, Fokusgruppendiskussionen mit Expert*innen und runden Tischen mit Personen aus der Verwaltung und Entscheidungsträger*innen sowie auf Literaturrecherchen basieren. Zusätzlich wurden einige Internetquellen direkt konsultiert, um den zusammenfassenden Bericht zu vervollständigen. In Ungarn wurde ein Fragebogen an die zuständigen Abteilungen der lokalen Behörden gesandt.

ONLINE FRAGEBOGEN
Zeitraum der Datenerhebung März bis Juli 2022
Anzahl der Gärten, die teilgenommen haben
158
Einige Fragen wurden nicht von allen Befragten beantwortet. Daher haben wir bei einigen Antworten n=155.
Kanäle, über die die Befragten erreicht wurden
E-mail, social media und Telefonate
Rücklaufquote
158 von 866
FOKUSGRUPPENDISKUSSIONEN
Zeitraum der Datenerhebung Mai und Juni 2022
Anzahl der Teilnehmer*innen
Insgesamt 33 Experten aus diesem Bereich, zwischen 5 und 10 Teilnehmer*innen pro Diskussion
Anzahl der Fokusgruppendiskussionen
5
Online oder vor Ort
4 Online-Diskussionen, eine vor Ort
RUNDE TISCHE
Zeitraum der Datenerhebung Juni und Juli 2022
Anzahl der Teilnehmer*innen
Insgesamt 29 Vertreter*innen von NGOs, Gemeinden und ähnlichen Organisationen, zwischen 2 und 7 Teilnehmer*innen
Online oder vor Ort
3 online, 3 vor Ort
FRAGEBOGEN DER IN UNGARN AN VERTRETER*INNEN LOKALER VERWALTUNGEN AUSGESANDT WURDE
1. Zweck der Anfrage

In der derzeitigen Phase des Projekts erstellen wir eine Analyse der Situation der Gemeinschaftsgärten im Land. Wir suchen nach Antworten auf die folgenden Fragen:

  • Gibt es irgendwelche Verbindungen in bestehenden städtischen Klimastrategien um relevante Zusammenarbeit zwischen Gemeinschaftsgärten und lokalen Entscheidungsträger*innen zu etablieren?
  • Gibt es lokale Projekte/Programme/Anwendungen um Gemeinschaftsgärten zu unterstützen?
  • Gibt es Maßnahmen, die Gemeinschaftsgärten involvieren und mit den Klimastrategien auf verschiedenen Ebenen verbunden sind?
  • Wie können Gemeinschaftsgärten Teil von Klimawandelanpassungsstratgien werden um die negativen Effekte des Klimawandels einzudämmen?
  • Was ist eine realistische Vision für Gemeinschaftsgärten im Kontext zukünftiger Klimastratgien? Zum Beispiel: Gemeinschaftsgärten und Gartengemeinschaften fördern, Gemeinschaftsgärten als formale und informelle Zentren der Bewusstseinsbildung etablieren, Bildung,...
2. Themen und Fragen
2.1. Aus Sicht der Implementierung regionaler/lokaler Klimastrategien
2.1.1. Sehen Sie, und wenn ja, welche Möglichkeiten für Gemeinschaftsgärten in Bezug auf die Vermittlung des Inhalts von Umwelt-/Klimastrategien auf verschiedenen Ebenen, die Erleichterung der Umsetzung geplanter Maßnahmen usw.?
2.1.2. Was wäre Ihrer Meinung nach erforderlich, um Gemeinschaftsgärten in die Strategien zur Anpassung an den Klimawandel einzubeziehen (in Bezug auf die grüne Infrastruktur, die in Gärten vorhanden ist und entwickelt werden kann, und in Bezug auf Bewusstseinsbildung/Bildung)?
2.1.3. Welche Herausforderungen und Schwierigkeiten sehen Sie in diesem Bereich?
2.2. Aus der Perspektive lokaler Entscheidungsträger*innen:
2.2.1. Sehen Sie ungenutztes Potential in den Gemeinschaftsgärten? Wenn ja, welches?
2.2.2. Hat Ihre Gemeinde Bereits Erfahrungen mit Gemeinschaftsgärten und wenn ja, welche (Gartengründung, Erhaltung, Organisation von Programmen, Beziehung zur Gartengemeinschaft, etc.)
2.2.3. Verwendet Ihre Gemeinde Gemeinschaftsgärten für eigene Veranstaltungen?(Treffen, Workshops, Bürgerforen)?
2.2.4. Was braucht es, damit Gemeinden Gemeinschaftsgärten für ihre Arbeit zu Klimawandelanpassung nutzen können?
(Ad 2.2.1.-2.2.3. Wenn es keine Gemeinschaftsgärten in der Gemeinde gibt, beschreiben Sie bitte Ihre eigenen Ideen und Einschätzungen, welche Rolle Gemeinschaftsgärten spielen können und wie die Zusammenarbeit mit der Gemeinde aussehen kann.)