Die Mitglieder der Gemeinschaftskompost-Gruppe sammeln ihre organischen Abfälle und kompostieren sie gemeinsam. In Einführungsworkshops, praktischen Pflegeaktivitäten für den Kompost und Austauschtreffen lernen sie etwas über Kompostierung und ihre Hintergründe. Am Ende ernten sie den Kompost gemeinsam, teilen ihn und verwenden ihn als Dünger für ihre Pflanzen zu Hause oder bei Urban Gardening Aktivitäten.
Gemeinschaftskompost-Gruppe Fünfhaus
Informelle Gruppe
2020
Markgraf-Rüdiger-Straße gegenüber Nr 5, 1150 Wien
Das gemeinschaftliche Kompostieren in Fünfhaus wurde vom Gartenpolylog im Jahr 2020 mit dem Ziel initiiert, Bewusstsein für Ressourcenkreisläufe und Kompostierung in der Nachbarschaft zu schaffen, Menschen, die keinen Garten haben, in die Kompostierung einzubeziehen und die Begegnung unter Nachbar*innen zu fördern. Die Kompostieranlage befindet sich in einer Allee zwischen Gehsteig und Straße in einem eher heterogenen und wirtschaftlich armen Bezirk Wiens. Seit August 2021 wird sie von einer unabhängigen Gruppe von Nachbar*innen betrieben. Dennoch ist der Gartenpolylog der Vertragspartner für den Landnutzungsvertrag.
Das Gemeinschaftskompost-Projekt wurde als Bildungsmaßnahme geplant. Erste Einführungen in die Kompostierung fanden im Herbst 2020 statt. Die Kompostierungsaktivitäten sind geeignet, das Bewusstsein für natürliche Kreisläufe und den Wert von “Abfall” zu schärfen. Indem sie selbst aktiv kompostieren, bekommen die Teilnehmer*innen das Gefühl, dass sie etwas zu der Veränderung beitragen können, die wir brauchen.
Die Aktivitäten wurden in den ersten 18 Monaten durch ein Förderprogramm für soziale Innovation der Stadt Wien gut finanziert, und die Gründung der Gruppe sowie die Bildungsaktivitäten konnten in einer angemessenen und gut organisierten Weise durchgeführt werden. Sowohl der Bezirksvorsteher als auch die Gebietsbetreuung unterstützten den Aufbau der Aktivität sehr.
Die Aktivität besteht aus der Errichtung einer Kompostierungsanlage, der Bildung einer Kompostgruppe und der Vermittlung von Wissen über Kompostieren durch regelmäßige Kompostierung, Workshops und gemeinschaftliche Pflegeaktivitäten.
Alle Teilnehmer*innen (30 Haushalte) erhielten eine Einführung in das Kompostieren und einige nahmen an weiteren Workshops teil. Alle Teilnehmer*innen bringen ihre organischen Abfälle zur Kompostieranlage und kontrollieren den Kompost. 5-10 Mitglieder treffen sich alle paar Monate, um den Kompost umzuschichten und für die richtigen Bedingungen zu sorgen. Bei diesen Gelegenheiten wird auch der Kompostierungsprozess analysiert und die Ergebnisse werden den anderen Mitgliedern mitgeteilt, z. B. was im Inneren gefunden wurde, das sich nur sehr langsam oder gar nicht zersetzt, was schimmelt, Feuchtigkeit,… Jedes halbe Jahr kann die Gruppe den Kompost ernten und ihn als Dünger für ihre Blumentöpfe, Balkone und Urban Gardening Aktivitäten verwenden.
Was den Trainingsbedarf betrifft, so muss die/der Trainer*in über gute Kenntnisse in der Kompostierung verfügen und wissen, wie man Wissen und Fähigkeiten der Kompostierung an die Kompostgruppe und die interessierte Öffentlichkeit weitergibt. Außerdem muss die/der Trainer*in Erfahrung in der Moderation von Gruppenprozessen und im Aufbau von Organisationsstrukturen einer Gruppe haben. Die Aktivität gut zu bewerben, ist eine weitere hilfreiche Fähigkeit.
Für die Standortsuche und Bewerbung war der Kontakt mit verschiedenen Organisationen im Bezirk sehr hilfreich – Jugendorganisationen, Kirchen, Stadtgartenamt und Straßenamt der Stadt Wien sowie Gebietsbetreuung. Die Gruppe engagiert sich auch bei Aktivitäten in der Nachbarschaft und steht in Kontakt mit verschiedenen Organisationen wie Foodcoops oder dem Bezirksmuseum, um das Thema zu fördern.
Vor allem unter den Mitgliedern der Kompostgruppe sind Wissen, Fähigkeiten und Bewusstsein für die Kompostierung und ihren Wert gestiegen. Durch Workshops und regelmäßige Aktivitäten zur Pflege des Komposts haben sie viel über den Prozess und seine Auswirkungen auf die Umwelt gelernt. Das Kompostieren hat auch Auswirkungen auf andere Nachbar*innen und Passant*innen. Jedes Mal, wenn eine Aktivität auf dem Kompostplatz stattfindet, gibt es Gespräche zum Thema.
Obwohl die Anlage in einem heterogenen Stadtteil liegt, spiegelt sich dies nicht in der Zusammensetzung der Teilnehmer*innen wieder, die überwiegend mittleren bis höheren Alters sind, eine höhere formale Bildung haben und Deutsch als Erstsprache sprechen. Obwohl Informationsmaterial in fünf verschiedenen Sprachen erstellt wurde, führte dies nicht zu einer Vielfalt in der Gruppe. Ein direkter Kontakt mit verschiedenen Gemeinschaften – wie ursprünglich geplant – war aufgrund der Pandemie nicht möglich. diesen Kontakt aktiv zu suchen und das Projekt bei Treffen der verschiedenen Communities vorzustellen könnten nützlich sein, um diese Zielgruppen zu erreichen.
1.1 Begehungen in dem Gebiet, in dem die Kompostieranlage errichtet werden soll, und Kartierung möglicher Standorte
1.2 Vorstellung bei der für die Standorte zuständigen Behörde oder, falls es sich um Privatgrundstücke handelt, bei Eigentümer*innen und Prüfung, ob die Einrichtung der Anlage an den vorgeschlagenen Standorten möglich ist. Hinweis: Es kann erforderlich sein, verschiedene Standorte vorzuschlagen, um die Zusatimmung für einen Standort zu bekommen. Ein regelmäßiger Austausch mit den verschiedenen Verantwortlichen ist erforderlich.
1.3 Auswahl eines Standortes
1.4 Verhandlungen über die Nutzungsbedingungen und Abschluss eines Vertrags mit den Verantwortlichen
2.1 Ein Datum für ein erstes Informationstreffen festlegen
2.2 Einladungen in verschiedenen relevanten Sprachen erstellen
2.3 Einladung über geeignete Kanäle verbreiten, z. B. lokale Social-Media-Netzwerke, Aushänge an schwarzen Brettern in den umliegenden Häusern, Direktmailing in der Nachbarschaft, Plakat am Standort
2.4 Durchführung der Informationsveranstaltung – entweder direkt vor Ort – wie in unserem Fall – oder indoor in einem öffentlich zugänglichen Raum in der Nähe
2.5 Erhebung der Kontaktdaten von potenziellen Teilnehmer*innen
3.1 Wir hatten geplant, die Kompostbehälter gemeinsam mit den Teilnehmer*innen zu bauen, waren aber aufgrund der Pandemie gezwungen, sie bei einer Tischlererei zu bestellen, was zwar höhere Kosten, aber weniger Arbeit verursachte. In beiden Fällen ist es wichtig, Behälter zu entwerfen und zu bauen, die stabil und für den öffentlichen Raum geeignet sind. Die Behälter müssen an einer Seite leicht zu öffnen sein, um das Wenden des kompostierenden Materials zu ermöglichen. Die Möglichkeit, sie zu verschließen, ist Voraussetzung.
3.2 Entwurf und Erstellen von Schildern für die einzelnen Behälter (was passiert in welchem Behälter) und eines Schildes, das die gesamte Kompostierungsanlage erklärt
4.1 Durchführung eines Einführungsworkshops, in dem erklärt wird, was Kompostieren ist, wie sie funktioniert und was kompostiert werden kann und was nicht
4.2 Erstelluen von Informationsmaterial darüber, wie man kompostiert in den relevanten Sprachen
4.3 Das Informationsmaterial an alle Teilehmer*innen verteilen
5.1 Regelmäßige Workshops zu den Hintergründen des Kompostierens einschließlich der Analyse des Kompostierungsprozesses vor Ort (alle 2 Monate im ersten Jahr) und der Pflege des Komposts (Wenden und Ernten)
5.2 Regelmäßige Gruppentreffen, um den Austausch zwischen den Gruppenmitgliedern zu ermöglichen (kann mit den Workshops kombiniert werden)
5.3 Beantworten von Fragen zum Kompost, wann immer sie auftauchen – sowohl von Mitgliedern als auch von anderen Nachbar*innen und Passant*innen – online und vor Ort
6.1 Die Gruppe lernt alle Aufgaben, die erledigt werden müssen, in dieser ersten Phase von einem Jahr.
6.2 In einer Besprechung bespricht die Gruppe alle zu erledigenden Aufgaben und die Teilnehmer*innen entscheiden, wer welche Aufgabe übernimmt. 2 Kompostmeister*innen übernehmen die Aufgabe der Überwachung und haben einen genaueren Blick auf den Prozess der Kompostierung. Andere sind für die Kommunikation, die Organisation von Treffen, den Kauf von Material und die Verwaltung der Finanzen der Gruppe zuständig.
6.3 Die Gruppe trifft sich nach wie vor 3-4 Mal im Jahr zu Gesprächen und organisatorischen Aufgaben und so oft wie nötig zu Pflegeaktivitäten.
Durch die Aktivität reduzierte die Nutzer*innengruppe ihren Restmüll. Da der gesamte produzierte Kompost direkt in der Nachbarschaft als Dünger verwendet wird, sind die Ressourcenkreisläufe geschlossener als zuvor und der Transport von Material – Abfall, Erde und Dünger – konnte reduziert werden. Eine weitere positive Auswirkung ergibt sich aus der Verwendung von Erde für das städtische Gärtnern. Erde, die normalerweise gekauft wird und oft Torf enthält, kann durch die Auffrischung der “alten” Erde mit Kompost ersetzt werden.
Die Aktivität schärft das Bewusstsein für Ressourcenkreisläufe und ordnungsgemäße Abfallentsorgung nicht nur bei den Nutzer*innen, sondern auch bei Nachbar*innen, die nicht direkt beteiligt sind. An einem öffentlichen Ort installiert, ist sie geeignet, viele verschiedene Menschen zu erreichen.
Da der benötigte Platz sehr klein ist (3-4m²), ist es recht einfach, die Aktivität auf andere Orte zu übertragen. Man braucht nur etwas Wissen über Kompostierung, einige Leute, die sich engagieren wollen, und Material zum Bau der Behälter. Die Aktivität konnte bereits ein ähnliches Projekt in einem anderen Bezirk anstoßen und hat auch die Entwicklung der gemeinschaftlichen Wurmkompostierung in Wien beeinflusst. Die Anlage kann als Demonstrationsstandort genutzt werden.