THEMA 4: Wie können verschiedene Lernstile genutzt werden?

THEMA 4: Wie können verschiedene Lernstile genutzt werden?

Wir Menschen sind unterschiedlich und haben verschiedene Möglichkeiten und Voraussetzungen, effektiv zu lernen. Ein Bewusstsein für die verschiedenen Lernstile kann uns helfen zu verstehen, warum bestimmte Aktivitäten für einige Teilnehmer*innen sehr effektiv und für andere wenig wirkungsvoll sind. Die wichtigste Botschaft für unsere Praxis ist also, dass wir Bildungsaktivitäten so gestalten müssen, dass sie für die verschiedenen Lernstile geeignet sind.

In diesem Kapitel werden wir 4 Haupttypen von Lernstilpräferenzen definieren und die Vorlieben und Schwächen eines jeden vorstellen.

Vier Haupt-Lernstilpräferenzen nach Peter Honey und Alan Mumford:

  • Aktivist*in – Aktivist*innen lassen sich gerne auf neue Erfahrungen ein und sind begeistert von neuen Ideen. Sie haben Spaß daran, Dinge zu tun, und neigen dazu, zuerst zu handeln und erst danach die Auswirkungen zu bedenken. Es ist unwahrscheinlich, dass sie sich auf Lernaktivitäten vorbereiten oder ihr Lernen im Nachhinein überprüfen.
  • Reflektor*in – Reflektor*innen betrachten die Situation gerne aus verschiedenen Perspektiven. Sie sammeln gerne Daten, prüfen und denken sorgfältig nach, bevor sie Schlussfolgerungen ziehen. Sie beobachten gerne andere und hören sich deren Ansichten an, bevor sie ihre eigenen vorbringen.
  • Theoretiker*in – Theoretiker*innen integrieren Erfahrungen und neues Wissen gerne in komplexe und logisch fundierte Theorien. Sie denken Probleme Schritt für Schritt durch. Sie neigen dazu, Perfektionist*innen zu sein, die die Dinge gerne in ein rationales Schema pressen.
  • Pragmatiker*in – Pragmatiker*innen probieren gerne Dinge aus. Sie mögen Konzepte, die sich auf ihre alltägliche Arbeit anwenden lassen. Sie sind eher ungeduldig in langwierigen Diskussionen und sind praktisch und bodenständig.
Aktivist*innen
Lernen am Besten durch:Lernen weniger gut:
➤ Einlassen auf neue Erfahrungen, Probleme und Möglichkeiten
➤ Zusammenarbeit mit anderen bei Teamaufgaben oder Rollenspielen
➤ Wenn sie mit einer schwierigen Aufgabe ins kalte Wasser geworfen werden
➤ Eine Position als Vorsitz in Sitzungen, Leitung von Diskussionen
➤ durch Vorträge oder lange Erklärungen
➤ durch selbständige Leseaufgaben, Schreiben oder Denken
➤ durch Datenerhebung und Analyse
➤ durch genaue Befolgung von Anweisungen
Reflektor*innen
Lernen am Besten durch:Lernen weniger gut:
➤ Beobachtung von Einzelpersonen oder Gruppen (bei verschiedenen Tätigkeiten)
➤ Rückblick auf / Reflexion über das Geschehene und Nachdenken über das Gelernte
➤ erstellen von Analysen und Berichten
➤ erledigen von Aufgaben ohne enge Fristen
➤ durch die Rolle des Anführers/der Anführerin oder Rollenspiele vor anderen
➤ dadurch, Dinge tun zu müssen, ohne Zeit zur Vorbereitung zu haben
➤ dadurch, ins kalte Wasser geworfen zu werden
➤ dadurch, sich von Fristen hetzen oder beunruhigen zu lassen
Theoretiker*innen
Lernen am Besten durch:Lernen weniger gut:
➤ komplexe Situationen, in denen sie ihre Fähigkeiten und Kenntnisse einsetzen müssen
➤ strukturierte Settings mit klarem Ziel
➤ das Angebot von interessanten Ideen, Theorien oder Konzepten
➤ die Möglichkeit, Ideen zu hinterfragen und zu prüfen
➤ wenn sie sich an Situationen beteiligen müssen, in denen Emotionen und Gefühle im Vordergrund stehen
➤ wenn Aufgaben unstrukturiert sind oder die Einweisung schlecht ist
➤ wenn sie Dinge tun müssen, ohne die damit verbundenen Grundsätze oder Konzepte zu kennen
➤ wenn sie das Gefühl haben, nicht mit den anderen Teilnehmer*innen übereinzustimmen, z. B. mit Menschen mit unterschiedlichen Lernstilen
Pragmatiker*innen
Lernen am Besten durch:Lernen weniger gut:
➤ eine Verbindung von Thema und Tätigkeiten
➤ die Möglichkeit, Techniken auszuprobieren
➤ das Erproben von Techniken mit offensichtlichen Vorteilen, wie z.B. Zeitersparnis
➤ Modelle, die nachgeahmt werden können
➤ wenn es keinen offensichtlichen oder unmittelbaren Nutzen gibt, den sie erkennen können
➤ wenn es keine theoretische Fundierung oder Leitlinien gibt
➤ wenn es keinen offensichtlichen Nutzen für das Lernen gibt
➤ wenn die Veranstaltung oder das Lernen “reine Theorie” ist
Learning style preferences

Wie finden Sie heraus, welche Lerntypen in Ihrer Gemeinschaftsgartengruppe vorhanden sind?

Sie können Ihren Lerntyp vielleicht schon erraten, wenn Sie die obigen Kurzbeschreibungen gelesen haben. Wenn Sie Ihre Stärken und Schwächen kennen, sind Sie in einer viel besseren Position, um Lernerfahrungen und -möglichkeiten auszuwählen, die zu Ihnen passen.

Höchstwahrscheinlich arbeiten wir mit Gruppen, in denen es Teilnehmer*innen mit den unterschiedlichsten Lernstilen gibt. Aber auch wenn wir auf eine bestimmte Art und Weise am effektivsten lernen, heißt das nicht, dass wir nicht auch auf andere Weise lernen können. Es kann nur etwas weniger effektiv sein. Deshalb muss man sehr vorsichtig sein, wenn es darum geht, sich in Schubladen zu stecken. Diese Theorie ist KEINE Methode, mit der man Menschen schnell und einfach sortieren kann, und birgt die Gefahr der Stereotypisierung. Ein hervorragendes Instrument ist die Frage, WARUM ein Mitglied des Gemeinschaftsgartens gerade jetzt einen bestimmten Lernstil bevorzugt.

Quelle: Magdalena Velátová, Kokoza, 2022
Zusätzliches Material

Kostenloser Online-Test: Welchen Lernstil haben Sie?

Bibliographie

Mumford, A. (1997) How to manage your learning environment. Peter Honey Publications.

Identifying your personal learning style. Australian Government, The Departement of Health ans Aged Care.