In diesem Kapitel erfahren Sie, warum ein sorgfältiges Regenwassermanagement in Siedlungsgebieten eine wichtige Rolle spielt. Einerseits wird das Wasser in trockenen und heißen Perioden benötigt, z.B. zur Bewässerung von Pflanzen und zur Kühlung der Umgebung. Andererseits kommt es bei starken Regenfällen vermehrt zu Überschwemmungen, auf die mit Anpassungsmaßnahmen reagiert werden muss.
Regenwassermanagement
Starke Regenfälle oder extreme Trockenheit sind Auswirkungen des Klimawandels, die in Zukunft zunehmen werden. Je nach den örtlichen Gegebenheiten werden beide Arten von Extremwetterereignis den Wasserhaushalt stark beeinträchtigen. Ein gut geplantes Regenwassermanagement ist notwendig, damit das wertvolle Wasser nicht oberflächlich abrinnt und in der Kanalisation landet, sondern vor Ort – auch in Gemeinschaftsgärten – genutzt und gespeichert werden kann.
Exkurs: Was ist Starkregen?
Sogenannter Starkregen tritt auf, wenn innerhalb eines sehr kurzen Zeitraums eine übermäßige Menge an Regen fällt. Bei einer Menge von 15-40l/m² pro Stunde oder 20-60l/m² innerhalb von 6 Stunden spricht man von Starkregen.
Da der Boden diese große Wassermenge in dieser kurzen Zeit nicht aufnehmen kann, läuft sie oberflächlich in die Kanalisation ab. Damit ist es für das Grundwasser und den Prozess der Transpiration verloren. In ungünstigen Fällen erodiert der Humus, was zu massiven Schäden an Infrastruktur und Gebäuden führen kann. Auch die landwirtschaftliche Produktion wird dadurch beeinträchtigt.
Die Rolle des Klimawandels
Durch die Klimaerwärmung werden in besiedelten Regionen mehr unversiegelte und begrünte Flächen (Park- und Wiesenflächen, Bäume und Sträucher) benötigt. Sie können das gespeicherte Wasser durch Transpiration an die Umgebungsluft abgeben. Gerade an Hitzetagen spielt der Kühlungseffekt durch verdunstendes Wasser eine wichtige Rolle, um der Überhitzung in Städten (besonders an den so genannten städtischen Wärmeinseln) entgegenzuwirken.
Durch den Prozess der Verdunstung von Wasser wird ein großer Teil der Sonnenenergie als latente Energie (nicht greifbar) gespeichert. Das bedeutet, dass die Energie für die Verdunstung der Umgebungsluft entzogen wird, die dann weniger erwärmt bzw. leicht gekühlt wird.
Versiegelte vs. versickerungsfähige Flächen:
Durch den Wachstum von Siedlungs-, Gewerbe-, Industrie- und Verkehrsflächen wird immer mehr Boden teilweise oder vollständig versiegelt. Der Boden wird mit luft- und wasserdichten Materialien aufgefüllt, wodurch seine Funktionen entweder zerstört oder stark beeinträchtigt werden.
Auswirkungen der Versiegelung
Regenwasser kann nicht mehr lokal versickern und vom Boden gespeichert werden. Stattdessen fließt es in die Kanalisation und dann weiter in oberflächliche Gewässer/Flüsse. Dort kann die Wassermenge zu einer Überlastung des Systems oder zu Überschwemmungen führen. Das Wasser steht dem lokalen Wasserkreislauf nicht zur Verfügung. Außerdem gehen durch die Versiegelung landwirtschaftliche Flächen für die Erzeugung von Nahrungsmitteln und Erholungsmöglichkeiten verloren.
Wussten Sie das? Die Leistungen von versickerungsfähigen Flächen: |
Wasserhaushalt: ➤ Versickerung ➤ Verringerter Oberflächenabfluss ➤ Entlastung des Abwassersystems ➤ Vermeidung von (lokalen) Überschwemmungen ➤ Auffüllung des Grundwassers |
Temperatur ➤ Kühlung des Mikroklimas durch Verdunstung ➤ Weniger Erwärmung – dunkle, geschlossene Böden erhitzen sich stärker (Albedo-Effekt) |
Was können Gemeinschaftsgärten leisten?
Sie können zur Wasserspeicherung beitragen und gezielt Versickerungsflächen schaffen:
- Bepflanzte Grünflächen und erdähnliche Substrate
- Feuchte Biotope
- Sonstige nutzbare Flächen, die so gestaltet sind, dass Regenwasser versickern kann
- Wasser künstlich speichern (in Tanks, Kanistern)
Versickerung von Niederschlagswasser
Neben Grünflächen sind auch Sickermulden in der Lage, Wasser bei starken Regenfällen zurückzuhalten. Sie helfen, das Wasser lokal zu absorbieren und zu versickern, sodass der Oberflächenabfluss des Wassers verringert wird. Wo Versickerungsmulden platziert werden sollten, hängt vom Grundriss und der Topologie des Gartens ab. Außerdem ist es notwendig in den Mulden nässetolerante Pflanzen zu pflanzen. Es ist sinnvoll, sich von professionellen Planer*innen unterstützen zu lassen.
Generell spielen Sickermulden eine wichtige Rolle für die Ökologie und das Mikroklima einer besiedelten Region. Technisch gesehen ist eine Sickermulde eine begrünte, (meist) flache Vertiefung im Gelände, in der Wasser aufgestaut und vorübergehend zurückgehalten wird.
Durch die Zuleitung von Regenwasser werden die Pflanzen in der Mulde besser mit Wasser versorgt, ohne dass es zu Problemen mit Staunässe kommt. Je flacher das Versickerungsfeld ist, desto weniger sorgfältig müssen Sie die Pflanzen auswählen. Ist die Versickerungsmulde steiler geformt, müssen Sie dicht wachsende oder sporentreibende Pflanzen wählen.
Bibliographie:
CCCAct Sheet Nr.36 2022, 17.4.2023
Gößner (2020), Optigrün international AG, pressbox
Angelika Eppel-Hotz: Bepflanzte Sickermulden bieten Mehrwert. Magazin Dega Galabau 03/2019.
APCC (Hrsg.). (2014). Österreichischer Sachstandsbericht Klimawandel 2014 (AAR14). Austrian Panel on Climate Change (APCC). Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
Boden erleben, Land Oberösterreich: BODEN_erLEBEN.pdf, 25. 05. 2023