Jungpflanzenproduktion und Expert*innenunterstützung für biologische Landwirtschaft

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Jungpflanzenproduktion und Expert*innenunterstützung für biologische Landwirtschaft

Zusammenfassung

Das Hauptziel ist die Bereitstellung von biologischen Gemüsejungpflanzen für das lokale Klima, gezüchtet aus Biosamen und in selbstgemachtem Substrat aus lokalen Quellen für Gemeinschaftsgärtner*innen und zukünftige Biobäuer*innen

1. Veranstalter der Aktivität

Name

Rechtlicher Status

Derzeit ist es ein Privatunternehmen der Gründerin (Vendula Donátová)

Gründungsjahr

2020

Ort

Prag, Císařský ostrov - Metrofarm Gemeinschaftsgarten

Die treibende Kraft hinter der ganzen Idee ist eine junge Frau, Vendula Donátová, eine Studentin an der landwirtschaftlichen Uni in Prag. Sie hat ihren Bachelor in Biolandbau gemacht. Zusätzlich zu ihrer Universitätsausbildung bekam sie Unterstützung vom lokalen Business-Inkubator der Universität, dessen Teil sie noch immer ist. Die Teilnahme am und konstante finanzielle Unterstützung sowie das Mentoring durch das Europäische Institut für Innovation und Technologie (EIT) und dessen Programm EWA – Empowering Women in Agrifood waren wesentlich für die Umsetzung ihres Projekts. Vedulas persönliche Mission, die sie durch das Kultivarium erfüllt, ist es, die Verfügbarkeit von Biolebensmitteln in Tschechien zu verbessern und in den Menschen die Leidenschaft für Gemüsebau zu wecken.

Die Gemüseanzucht liegt im Herzen Prags im Metrofarm-Gemeinschaftsgarten und unterstützt kleine, lokale Gemüsebäuer*innen und Hobbygärtner*innen in der erfolgreichen Produktion. Sie züchtet qualitativ hochwertige Gemüse- und Kräuterjungpflanzen, überwiegend aus Samen von  biologischen Gemüsebäuer*innen. Dies kann die Verfügbarkeit von biologischem, frischen und saisonalen Gemüse verbessern. Der Ort ist wesentlich für das ganze Projekt , ebenso wie die Werte der Kreislaufwirtschaft.

Beratungen, Workshops und vor allem die CSA, die 22 Mitgliedsfamilien 5 Monate pro Jahr mit frischem Gemüse versorgt, sowie der Verkauf von Überschüssen auf den lokalen Märkten sind Teil der Aktivität. Die Felder der CSA dienen auch als Ort für Workshops und Arbeitsfeste und -treffen, bei denen enthusiastische Gemeinschaftsgärtner*innen und andere Interessierte zwei Mal pro Woche zusammenkommen. Student*innen und Freiwillige können den Ort für Praktika nutzen.

In Zukunft soll die Produktion ausgeweitet werden, mehr Menschen sollen angestellt und involviert werden und die benötigten Technologien sollen verbessert werden.

2. Detailierte Aktvitätsbeschreibung

Vendula ist hauptverantwortlich für die Organisation des Kultivariums, wird aber von Assistent*innen unterstützt. Teilnehmer*innen sind Mitglieder des Gemeinschaftsgartens MetroFarm und der CSA, junge zukünftige Bäuer*innen und lokale Gärtner*innen. 300-500 Personen pro Jahr nehmen teil oder nehmen eine Beratung in Anspruch.

Aus der Erfahrung zeigt sich, dass die wichtigsten Kompetenzen und Fähigkeiten, um diese Aktivität auszuführen, praktisches und theoretisches Wissen im Gemüsebau sind.  Soft skills im Umgang mit Menschen und gewaltfreie Kommunikation sind ebenfalls wichtig.

Die Aktivitäten konnten nur dank der in den Vorjahren aufgebauten Kooperationen umgesetzt werden. Zu Beginn war das die Kooperation mit der lokalen Verwaltung, die die Fläche für den Metrofarm Gemeinschaftsgarten für eine symbolische Pacht zur Verfügung stellte. Auf dieser Fläche konnte die Infrastruktur für das Kultivarium aufgebaut und die Felder der CSA angelegt werden. Im Rahmen des Business-Inkubators der landwirtschaftlichen Uni gab es systematische Unterstützung und die Aneignung der entsprechenden Kompetenzen wurde ermöglicht. Zusätzlich kommen von der Uni auch Student*innen, die Praktika auf freiwilliger Basis absolvieren. Um ihr Wissen zu erweitern hat Vendula die Möglichkeit der ERSAMUS-Programms für Praktika in Italien und der Slowakei genutzt. Im Rahmen des Projekts “The place where we live” hat die Stiftung Via (Stiftung zur Entwicklung von Nachbarschaft) das Workshopangebot, die Stromversorgung durch Solarpanele und die Wasserversorgung unterstützt.

Die größte Herausforderung ist der Zeitmangel und die Umsetzung aller Aktivitäten alleine. Es ist notwendig, die Aufgaben zu verteilen. Gleichzeitig braucht es dazu kompetente Menschen, die die Aufgaben übernehmen können. Die zweite Herausforderung ist der Zugang zu gutem Land mit Wasser- und Stromversorgung in der Nähe einer Stadt mit einer interessierten Gruppe von Menschen. Mehr Unterstützung durch lokale Verwaltungen wäre hier hilfreich.
Die letzte Herausforderung ist die Finanzierung, um Bildungsaktivitäten für eine größere Öffentlichkeit anbieten zu können.

Umsetzungsschritte

Anfangsfinanzierung und Mentoring gab es durch die Teilnahme an  EWA – Empowering Women in Agrifood des Europäischen Instituts für Innovation & Technologie. Damit wurden das erste Glashaus und weitere Infrastruktur gebaut.

Die Stadt Prag stellte das Land für die Gründung der Metrofarm im Zentrum der Stadt zur Verfügung und das Kultivarium fand so seinen ersten Platz. In der Folge wurden die CSA-Felder angelegt, auf denen einige der Bildungsaktivitäten stattfinden. Die Kooperation zwischen Gemeinschaftsgarten und Kultivarium hat Vorteile für beide. Der Garten profitiert von der Expertise der Pflanzenaufzucht im Kultivarium. Gleichzeitig trug das Wissen vieler Gärtner*innen zur Verbesserung der Anbaumethoden  im Kultivarium bei. Die Workshops und Arbeitsfeste wurden nicht nur von Gemeinschaftsgärtner*innen, sondern auch von einer breiteren Öffentlichkeit besucht (ca. 15 Personen pro Woche).

Die Gesamtinvestitionen im ersten Jahr betrugen ca. 6.000€ (5.000€ Förderung durch EWA und 1.000€ Eigenmittel um die Infrastruktur zu bauen und ein Auto anzuschaffen). Gleichzeitig konnte bereits im ersten Jahr durch den Verkauf der Setzlinge ein EInkommen erwirtschaftet werden. Vendula baute einen eigenen Folientunnel für 500€ (der Preis ist doppelt so hoch, wenn man einen fertigen kauft). Weitere 1.000€ wurden in die Ausstattung des Tunnels investiert (wiederverwendbare Pflanztöpfchen, Substrat, Saatgut, Regale,…) Die Einleitung von Oberflächenwasser und Strom kostete weitere 8.000€ (2000€ gefördert durch die Stiftung Via, kofinanziert durch Beiträge der CSA, des Gemeinschaftsgartens und andere kleinere Zuschüsse)

The operating costs for the seedlings in a 30m2 polytunnel came to about 1000 Euro in total (seeds, substrate and planters). This year’s 2nd season was already covered completely by their own resources from the sale of seedlings (from two 60m2 foliar planting boxes) and from the cultivation of the 1000m2 KPZ field, including the salary of Vendula of about 0.5 times. If Vendula wanted to, she could have a full-time paid job, but she does not have that much time because she is still studying. 

Sie verwendet sehr viele gebrauchte Materialien (Holz, Paletten), in manchen Bereichen sind aber neue lohnend, z.B. stabile Pflanzgefäße. Der Aufbau wurde mit viel DIY umgesetzt. Die Kosten können z.B. durch den Einkauf von Saatgut und Substrat in großen Mengen im Großhandel niedrig gehalten werden. Einige Samen (Blumen, Tomaten, Paprika) werden selbst gezüchtet.

In Zukunft möchte sie die Produktion ausweiten, mehr Menschen beschäftigen und involvieren und die Technologien noch verbessern. Dank einer neuen Kooperation mit einer landwirtschaftlichen Schule gibt es auch Aussicht auf einen neuen Standort. Zusätzlich gibt es die Vision Konferenzen für Biogemüsebäuer*innen zu organisieren.

3. Galerie

4. Schlussfolgerungen

Der größte Vorteil der Aktivität ist eine kürzere Lieferkette. Menschen lernen ihr Gemüse woanders als im Supermarkt zu beziehen und werden durch das Wissen, das sie über den Anbau erhalten, unabhängiger. Kreislaufwirtschaft, lokale Lebensmittel, Lebensmittelqualität und Vertrauen in den Anbau werden gefördert. Gleichzeitig können Leute selbst ausprobieren, am Feld oder im Garten zu arbeiten und haben das zufriedenstellende Gefühl, an der frischen Luft zu arbeiten.

Empfehlungen

"Wenn jemand sich für diese Richtung interessiert, sollte er*sie darüber reden und Wege zur Umsetzung suchen. Es gibt viele Möglichkeiten finanzielle Unterstützung und andere Mittel zu finden, um eine ähnliche Aktivität zu realisieren. (Stiftungen, Business-Inkubatoren, Kooperationen mit Universitäten, Freiwillige,...) Auf internationaler Ebene gibt es ebenfalls viele Möglichkeiten (Socrates Praktika, Woofing, European Institute of Innovation & Technology (EIT) und EWA - Empowering Women in Agrifood,...)"
"Langfristige Zusammenarbeit und die Vernetzung lokaler Bäuer*innen, Gemeinschaftsgärten und Begeisterter aus der weiteren Gemeinschaft zahlen sich aus, um Orte zu schaffen, an denen sich die gesamte Gesellschaft weiterentwickeln kann. Theoretisches Wissen sollte durch die Erfahrungen derer ergänzt werden, die schon ähnliche Aktivitäten umsetzen."